Manchmal stehlen sich beim Schreiben die Nebenfiguren mehr in den Vordergrund als geplant. Und in das Herz der Autorin. Und manchmal sind das sogar die Figuren, die am Anfang die meisten Probleme machen.
Ziemlich genau so ist mir das mit den Anomoi beim Schreiben der Pantheons-Trilogie passiert.
Die Anemoi sind in der griechischen Mythologie die vier Winde. Vielleicht kennst du sie aus der Odyssee (oder aus Percy Jackson 😉). Dort schenkt Aiolos, der Herr der Winde, Odysseus (bzw. Percy) ein Gefäß mit den Winden, um auf See eine gute Überfahrt zu gewähren.
Was ist überhaupt ein Anemos?
Ja, die Einzahl von Anemoi ist tatsächlich Anemos. Griechisch und so. 😅
Die Anemoi sind in der Mythologie die Kinder von Eos, der Göttin der Morgenröte, und Astraios, dem Gott der Abenddämmerung. So weit, so gut. Davon einmal abgesehen sind sie jedoch genauso wenig greifbar wie der Wind, den sie darstellen.
Alle vier treten (z. B. auf dem Turm der Winde in Athen) als Menschen auf. Aber manchmal, wie in der Odyssee eben auch tatsächlich als Wind. Und zu anderen Gelegenheiten werden sie von Pferden verkörpert, die beispielsweise Zeus‘ Streitwagen im Kampf gegen Typhon ziehen. Anscheinend glaubten Menschen früherer Zeiten sogar, ihre Stuten würden vom Wind trächtig.
Das alles hat es mir in Summe betrachtet nicht einfach gemacht, aus den vier Gestalten echte Buchfiguren zu machen. Ich wollte keine Gestaltwandler in meiner Geschichte haben. Denn wenn die Winde sich zwischen ihrer menschlichen Gestalt in ein Pferd oder in einen Lufthauch verwandeln könnten, dann müsste dasselbe auch für alle anderen Figuren der Mythologie gelten. Also müsste z. B. Zeus auch als Stier (oder Adler oder was auch immer …) auftauchen können, Eos als Sonnenstrahl und so weiter. Dafür wollte ich mir mit den Anemoi keinen Präzedenzfall schaffen, der mir an anderer Stelle Probleme bereitet.
Daraus geworden sind also vier menschliche Gestalten, die den Wind kontrollieren können, ausgestattet mit den Attributen und Merkmalen ihrer jeweiligen Jahreszeit und mit einem Faible für edle Pferde. Die vier sind echte Plaudertaschen. Mich juckt es in den Fingern, einmal eine Geschichte mit ihnen in den Hauptrollen zu schreiben. Bis dahin kannst du HIER ein Figuren-Interview mit ihnen lesen, das Julia von Annijus Bücherwelten mit ihnen geführt hat.
Boreas, der Winterwind
Ich gebe es zu – Bo ist mein heimlicher Liebling unter den vier heimlichen Lieblingen. Als Winterwind ist er mürrisch und verschwiegen. Seine Antworten fallen meist ruppig und eher einsilbig aus. Er nimmt die Dinge oft ernster als sie sein müssten. Aber irgendwo unter der frostigen Oberfläche wartet ein weicher Kern. Ganz bestimmt! Schließlich steht der Winter nicht nur für Schnee und Eis, sondern auch für Schlittschuhlaufen, Schlittenfahrten und heiße Schokolade vorm knisternden Kamin.
Irgendetwas muss Boreas tatsächlich auch in der Mythologie an sich haben. Nicht nur gilt er als der mächtigste der vier Winde. Er hat auch eine große Nachkommenschaft, die sogenannten Boreaden. Das antike Athen ernannte Boreas außerdem zu seinem Schutzpatron und veranstaltete ihm zu Ehren jährliche Festspiele.
Notos, der Sommerwind
Über den Sommerind Notos gibt es leider keine so ausführliche Erklärung in der griechischen Mythologie. Sein Wesen wird als sanft und warm beschrieben. Allerdings kann er durchaus auch aufbrausend sein und seine Wut in Form von schweren Gewitterstürmen entladen.
In Anlehnung daran ist der Notos in Im Schatten des Pantheons ein eher gelassener Typ, der seine Interessen aber mit aller Vehemenz durchsetzen kann. Der Sommer ist die Zeit, in der man Projekte angeht und gleichzeitig denkt, man hätte alle Zeit der Welt, sie umzusetzen. Deshalb habe ich Notos einen gewissen Tatendrang mit auf den Weg gegeben. Er interessiert sich für aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft und versteht es geschickt, seine Brüder zu managen, damit sie sich einerseits nicht allzu sehr in Schwierigkeiten bringen und anderseits nicht den ganzen Tag tatenlos herumhocken.
Euros, der Herbstwind
Richtig kniffelig wurde das Schreiben dann mit Euros. Aus der griechischen Mythologie wissen wir, dass er der Herbstwind ist und erst nachträglich zu den anderen drei hinzugekommen ist. Dargestellt wird der als alter Mann mit Mantel.
Da war also ganz viel Raum für eine kreative Umsetzung. Der Euros in der Pantheons-Trilogie ist fröhlich und albern, aber umgänglich und hilfsbereit. Als Spaßvogel nimmt er die Dinge häufig zu sehr auf die leichte Schulter. Mir hat es sehr viel Spaß bereitet, mir immer neuen Quatsch auszudenken, den er anstellen könnte. Und irgendwo zwischendurch hat er das Gitarre spielen als Hobby für sich entdeckt. Nicht, dass er besonders gut darin wäre. Aber laut.
Zephyros, der Frühlingswind
Mit Zephyros wird es noch einmal spannend. In der Mythologie werden ihm verschiedene Kinder und Liebschaften nachgesagt, beispielsweise mit Flora, der Göttin der Blüte. (Was passt besser zusammen als der Frühling und Blumen?)
Interessanter finde ich jedoch eine andere Geschichte. Nämlich die, in der Zephyros und der griechische Gott Apollon sich dummerweise in denselben jungen Mann verlieben. Hyakinthos ist ein besonders gutaussehender Königssohn. Zephyros ist eifersüchtig, denn Hyakinthos ist dem Apollon anscheinend mehr zugetan als ihm. Aus Eifersucht lenkt Zephyros deshalb einen Diskus um, den Apollon im Spiel geworfen hat. Der Diskus trifft Hykinthos, der daraufhin stirbt.
Für mich war klar: Mein Zephy flirtet gerne und leidenschaftlich. Nicht umsonst spricht man ja von Frühlingsgefühlen. In gewissem Sinne vereint er die Haupteigenschaften seiner Brüder: Er ist schweigsam wie Boreas, aber nicht so abweisend. Freundlich und fröhlich wie Euros, aber nicht so überschwänglich. Er handelt überlegt wie Notos, aber ist nicht so verbissen dabei.
Obwohl Zephy mir damit beim Schreiben manchmal ein wenig auf den Keks gegangen ist, hat er es geschafft, sich eine wichtige Rolle zu ergattern. Welche das ist, musst du schon selbst nachlesen. 🤭
Lust auf Lesen?
Falls du jetzt Lust bekommen hast, mehr über die vier Anemoi zu erfahren, möchte ich dir gerne noch einmal das Figureninterview von Annijus Bücherwelten ans Herz legen. Die Pantheons-Trilogie kannst du mit Kindle Unlimited kostenlos lesen. HIER gehts zum ebook und HIER zum Taschenbuch.